Europarecht I

Vorlesung im 3./4. Studiensemester.

Mittwoch 10.00-11.30 Uhr, Online.

Ziel der Pflichtvorlesung „Europarecht“ ist die Vermittlung der Grundlagen der europäischen Rechtsordnung für alle Studierenden mit Blick auf deren vielfache Einwirkung auf das nationale Recht.  Hiernach stehen im Vordergrund die Supranationalität des Unionsrechts, die Handlungsformen (insb. Richtlinien), der indirekte Vollzug durch die Mitgliedstaaten sowie der richterliche Dialog zwischen deutschen Gerichten und dem EuGH.  Die Unionsbürgerschaft, der Binnenmarkt, der Grundrechtsschutz und die Stellung Europas in der Welt werden in der Vorlesung Europarecht II behandelt.  Die Veranstaltung richtet sich an alle Jurastudierenden unter Einschluss von Erasmus- und Nebenfachstudierenden.  Als Prüfung wird am Ende des Semesters eine Klausur angeboten.  Nachfolgende Übersicht bietet eine Orientierung über die Reihenfolge der behandelten Themen.  Der genaue Zeitablauf richtet sich nach dem Fortschritt der Veranstaltung.  Informationen zu den Einzelstunden finden Sie auf der VL-Homepage.

Digitale Zugangsdaten

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Übersicht über Verlauf und Inhalt der Vorlesung: Download.

Ausführliche Materialsammlung: Download.

Folien zur Einführung: Download

Entstehung und Entwicklung der Europäischen Union

Grundlagenlektüre

T. Oppermann/C.D. Classen/M. Nettesheim, Europarecht (9. Aufl. 2021), §§ 1-3 (im Überblick).

M. Herdegen, Europarecht (22. Aufl. 2020), §§ 1, 2 (Abgrenzung) und § 4 (Geschichte).

R. Streinz, Europarecht (11. Aufl. 2019), § 2.I-IV (im Überblick).

Zur Vertiefung

Multimediale Online-Sammlung zur Geschichte der europäischen Einigung.

Folien: Download 

Grundstrukturen der europäischen Rechtsordnung

Grundlagenlektüre

T. Oppermann/C.D. Classen/M. Nettesheim, Europarecht (9. Aufl. 2021), §§ 4 + 9.

M. Herdegen, Europarecht (22. Aufl. 2020),  §§ 5 f., 8.I-III, 10.III.

R. Streinz, Europarecht (11. Aufl. 2019), § 3.I-II, V-VI, § 5.

C. Herrmann, Examens-Repetitorium Europarecht (7. Aufl. 2019), Rn. 12 f., 20-27 und 273-289.

Aus der politischen Diskussion

Vortragsreihe Humboldt-Reden für Europa am langjährigen Heimatinstitut des Professors, dem Berliner Walter-Hallstein-Institut für Europäisches Verfassungsrecht.

Materialien

Was hat Europa je getan?“ (eine nicht ganz neutrale Video-Animation).

Überblick über Tätigkeitsbereiche der EU nebst Umfang und Reform des EU-Haushalts.

Folien Supranationalität: Download 

Folien Kompetenzen: Download

Organe und Rechtsetzung

Grundlagenlektüre

T. Oppermann/C.D. Classen/M. Nettesheim, Europarecht (9. Aufl. 2021), §§ 5 + 11 (im Überblick).     

M. Herdegen, Europarecht (22. Aufl. 2020),  § 7, 8.IV (im Überblick).

R. Streinz, Europarecht (11. Aufl. 2019), § 4.I-V (im Überblick).

Zur Vertiefung

J. Weiler, European Democracy and Its Critics. Polity and System, in: ders.: The Constitution of Europe (1999), S. 264-285.

Gesetzgebung

Protokoll (Nr. 2) über die Anwendung der Grundsätze der Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit (ABl. 2004 C 310/207) nebst deutschem Integrationsverantwortungsgesetz (IntVG).

Verordnung (EU) Nr. 182/2011 zur Festlegung der allgemeinen Regeln und Grundsätze, nach denen die Mitgliedstaaten die Wahrnehmung der Durchführungsbefugnisse durch die Kommission kontrollieren (ABl. 2011 L 55/13).

Materialien

Video-Podcasts der legislativen Tätigkeit des Rates.

Online-Informationen zur Begleitung der EU-Gesetzgebung durch den Deutschen Bundestag.

Zusammenfassung der Gesetzgebungsbefugnisse des Europäischen Parlaments.

Rechtsprechung

BVerfGE 123, 267 (370 ff.) – Lissabon: (umstrittene) Einstufung des Whalrechts zum Europäischen Parlament im Lichte des Demokratieprinzips (insb. Rn. 284-288).

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Unmittelbare Anwendung und Vorrang

Grundlagenlektüre

T. Oppermann/C.D. Classen/M. Nettesheim, Europarecht (9. Aufl. 2021), § 10.

M. Herdegen, Europarecht (22. Aufl. 2020),  §§ 5.II, 10.I.

R. Streinz, Europarecht (11. Aufl. 2019), § 3.VII.

C. Herrmann, Examens-Repetitorium Europarecht (7. Aufl. 2019), Rn. 39-44, 64-72.

K. Lenaerts (EuGH-Präsident), No Member State is More Equal than Others, Verfassungsblog am 8. Oktober 2020.

Rechtsprechung

EuGH, van Gend en Loos, 26/62, EU:C:1963:1, S. 24-26 unmittelbare Anwendbarkeit von Primärrecht (hier: Grundfreiheiten).

EuGH, Costa/E.N.E.L, 6/64, EU:C:1964:66, S. 1269 f. Anwendungsvorrang des Europarechts.

EuGH, Euro Box Promotion et al., C-357/19, C-547/19, C-811/19 et al. & C-840/19, EU:C:2021:1034: Zusammenfassung der wesentlichen Aussagen zum Vorrang des Unionsrechts anlässlich einer romänischen Vorlage zur Missachtung von Urteilen des dortigen Verfassungsgerichts durch die einfache Gerichtsbarkeit wegen eines Europarechtsverstoßes (Rn. 245-259).

Polnischer Verfassungsgerichtshof, Urt. v. 7.10.2021, No. K 3/21, Assessment of the conformity to the Polish Constitution of selected provisions of the Treaty on European Union: umstrittenes aktuelles Urteil, das den Vorrang prinzipiell zurückweist (anders als nach dem später beurteilten, sachlich begrenzten Verfassungsvorbehalten des BVerfG).

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Die Richtlinie und ihre Rechtswirkungen

Grundlagenlektüre

T. Oppermann/C.D. Classen/M. Nettesheim, Europarecht (9. Aufl. 2021), § 14 (Haftung).

M. Herdegen, Europarecht (22. Aufl. 2020),  § 8.IV.2 (Richtlinie), § 10.II (Haftung).

R. Streinz, Europarecht (11. Aufl. 2019), § 5.II.3.

C. Herrmann, Examens-Repetitorium Europarecht (7. Aufl. 2019), Rn. 45-52, 73-93.

Rechtsprechung

EuGH, Marleasing, C-106/89, EU:C:1990:395: richtlinienkonforme Auslegung (Rn. 6 ff.).

EuGH, Faccini Dori, C-91/92, EU:C:1994:292: unmittelbare Anwendung von Richtlinien, keine Horizontalwirkung (Rn. 12 ff.).

EuGH, Quelle, C-404/06, EU:C:2008:231: Beispielsfall zum Verbrauchsgüterkauf (alte Rechtslage), hier: Auslegung von Art. 3 II-IV RL 1999/44/EG (Rn. 24 ff.) nebst Umsetzung der EuGH-Entscheidung in BGH, Urteil vom 26. 11. 2008, VIII ZR 200/05 im Wege der teleologischen Reduktion (S. 9 ff.).

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Verfassungsrechtliche Vorbehalte

Grundlagenlektüre

T. Oppermann/C.D. Classen/M. Nettesheim, Europarecht (9. Aufl. 2021), §§ 4 + 9.

M. Herdegen, Europarecht (22. Aufl. 2020),  §§ 5 f., 8.I-III, 10.III.

H. Sauer, Staatsrecht III (6. Aufl. 2020), § 9.

R. Streinz, Europarecht (11. Aufl. 2019), § 3.I-II, V-VI, § 5.

C. Herrmann, Examens-Repetitorium Europarecht (7. Aufl. 2019), Rn. 12 f., 20-27 und 273-289.

Rechtsprechung

BVerfGE 89, 155 – Maastricht: demokratische Legitimation I (S. 182-188).

BVerfGE 123, 267 – Lissabon: demokratische Legitimation II (S. 344 ff.).

BVerfGE 126, 286 – Ultra-vires-Kontrolle (Mangold/Honeywell): Voraussetzungen für erfolgreiche Ultra-Vires-Beschwerde (S. 301-313, Rn. 53-79).

BVerfGE 140, 317 – Identitätskontrolle: Grundlagen der „Identitätskontrolle“ (Rn. 37-49).

BVerfGE 154, 17 – PSPP: kontroverse Ultra vires-Feststellung des BVerfG mit Blick auf das Anleihekaufprogramm der EZB (Obersatz mit allgemeinen Maßstäben in Rn. 99-104 sowie ausführliche Subsumtion mit vielen Details in Rn. 116 ff.).

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Vollzug des Europarechts durch die Mitgliedstaaten

Grundlagenlektüre

T. Oppermann/C.D. Classen/M. Nettesheim, Europarecht (9. Aufl. 2021), § 12.

M. Herdegen, Europarecht (22. Aufl. 2020),  § 10.V-VII.

H. Sauer, Staatsrecht III (6. Aufl. 2020), § 8.IV.

C. Herrmann, Examens-Repetitorium Europarecht (7. Aufl. 2019), Rn. 109-140.

R. Streinz, Europarecht (11. Aufl. 2019), § 7.

Rechtsprechung

EuGH, Alcan, C-24/95, EU:C:1997:163, Rn. 17 ff. begrenzte nationale Handlungsspielräume im Beihilfenrecht bei gemischt nationalen-europäischem Vollzug (Sonderfall).

EuGH, XC u.a., C-234/17, EU:C:2018:853, Rn. 20 ff. europarechtliche Grenzen nationaler Verfahrensautonomie (Normalfall).  

EuGH, Danske Slagterier, C-445/06, EU:C:2009:178, Überlagerung deutschen Staatshaftungsrechts durch Grenzen der nationalen Verfahrensautonomie (hier Rn. 32 ff.: Verjährung und Schadensabwendung nach § 839 Abs. 3 BGB)

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Europäische Gerichtsbarkeit und Dialog der Gerichte

Grundlagenlektüre

T. Oppermann/C.D. Classen/M. Nettesheim, Europarecht (9. Aufl. 2021), § 13.

M. Herdegen, Europarecht (22. Aufl. 2020),  § 9.      

R. Streinz, Europarecht (11. Aufl. 2019), § 4.VI, § 8.

C. Herrmann, Examens-Repetitorium Europarecht (7. Aufl. 2019), Rn. 204-271 und 94-108.

Materialien

Namen und Lebenslauf der Richter/innen und Generalanwält/innen.

Protokoll (Nr. 3) über die Satzung des Gerichtshofs der Europäischen Union (ABl. 2008 C 115/210).

Verfahrensordnung des Gerichtshofs (ABl. 2012 L 265/1).

Empfehlungen an die nationalen Gerichte bezüglich der Vorlage von Vorabentscheidungsersuchen (ABl. 2012 C 338/1).

Jahresbericht des EuGH.

Rechtsprechung

EuGH, Köbler, C-224/01, EU:C:2003:513, Rn. 30 ff. Staatshaftung wegen judikativen Unrechts, insb. bei Nichtvorlage.

EuGH, Inuit Tapiriit Kanatami u.a./Parlament & Rat, C-583/11 P, EU:C:2013:625: Klagebefugnis von Einzelpersonen gem. Art. 230 UAbs. 4 AEUV in Bezug auf Rechtsakte mit/ohne Gesetzgebungscharakter

(Rn. 45-62) sowie Vereinbarkeit mit GRCh (Rn. 89-107).

EuGH, Ullens de Schooten, C-268/15, EU:C:2016:874: Zulässigkeit von Vorabentscheidungsersuchen in Konstellationen, die nicht streng dem Europarecht unterfallen (Rn. 21 f.).

EuGH, A.K. et al. (Independence of the Disciplinary Chamber of the Supreme Court), C-585/18, C-624/18 & C-625/18, EU:C:2019:982: Vorgaben aufgrund von Art. 47 GRCh, Art. 19 Abs. 1 EUV zur Unabhängigkeit nationaler Richter gegenüber der Politik, hier mit Blick auf die polnische Justizreform (Rn. 120 ff.).

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